bookmark_borderLetzter Tag des Monats Oktober

Wie soll ich das Licht und das Wasser dieses Tages beschreiben? Die Farben erscheinen in einer gereiften Tiefe wie sie kein Sommer hervorzubringen vermag. Das Wasser gibt sich dem Wind hin: es muss nicht mehr die Sehnsüchte der hitzegeplagten Menschen erfüllen. Es ist für sich selbst da: Sonne und Wasser lächeln leise.

Bruder Joseph geht es viel besser. Der Riss heilt langsam und wohltuend ist die Zufriedenheit mit allem, was ist wie es ist.

Morgen breche ich auf gen Mosel. Momentan weiß ich noch nicht, wie es Levi geht und was gemacht werden wird. Das macht mich unsicher….abwarten. Ohne mich geht es dem Hund oft besser.

Arzttermin wurde verschoben habe ich gerade gehört. Mittwoch oder Freitag geht es weiter. Levi will laufen (sowie sein Frauchen Christophora) aber das geht nicht. Mühsam zu lernen, auch für das Frauchen.

bookmark_borderMontag 30.11.23

Heute morgen eine Wanderung nach Mendig. Der Wald ist so bunt. Die Sonne zeigt sich. Am Nachmittag Bruder Joseph geholfen, geputzt, repariert. Und dann einfach dankbar sein und einen Piccolo trinken.

Auf dem Schreibtisch liegt „die Jakobsleiter“ von Maarten’t Hart. Was für ein wunderbares Buch! Das Ende:

… Ich finde, ihr beide seid ein hübsches Paar. Gerne würde ich euch mitnehmen, wenn er mich mit seinem ewigen Wagen und seinen ewigen Pferden abholt, aber ihr seid noch unbekehrt und ich muss SEINEN Ratschluss erfüllen. …Bewegungslos stand er ….die Sonne brach wieder durch und schien auf sein Gesicht. Und mit derselben schwachen aber tragenden Stimme sagte er: „Er hat meine Seele liebreich umarmt.“

Die Jakobsleiter – Maarten’t Hart

Es geht nicht mehr viel, aber „ich will in dir lassen übrigbleiben ein armes, geringes Volk;die werden auf des Herrn Namen trauen.“

bookmark_border29.10. Sonntag

Entspannte Bahnfahrt mit netten Begegnungen. Viele Fremde, kaum Deutsche. Wie schön, dass Deutschland so multikulturell (s. unten „oder so“) ist … im Alltag funktioniert es.

Von Andernach bin ich bis Laach gelaufen, 18 km. Das hatte ich schon lange mal vor. Br. Joseph hat sich verletzt und ist erst mal lahm. Eine verwaiste Werkstatt….es ist alles fremd und anders und ich bin traurig.

Dieser Abschied hat sich seit Jahren angekündigt. Leben ist Sterben. Oder?

Levi hat auch wieder einen Kreuzbandriss, jetzt rechts.

Ich versuche in diesen mir geschenkten Tagen dem Leben nachzugehen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Zur Nacht hat ein Sturm alle Bäume entlaubt,
sieh sie an, diese knöchernen Besen.
Ein Narr wer bei diesem Anblick glaubt,
es wäre Sommer gewesen.
Und ein größerer Narr, der träumt und sinnt,
es könnt je wieder Sommer werden.
Doch gerade diese gläubige Narrheit, Kind,
ist die sicherste Wahrheit auf Erden.

Ernst Ginsberg

Oder so (alternative Gedanken zum Tag)

Es regnet. Da die Uhr umgestellt wurde gehe ich eine Stunde früher los.

Aber eine Stunde früher fährt sonntags gar kein Zug. 

Also genieße ich das Tourist Gefühl an der Rheinpromenade in Rüdesheim und kaufe mir schon mal zwei Brötchen. 

Es hört auf zu regnen. 

Levi hat einen Kreuzbandriss und muss operiert werden.  Ich mache mir Sorgen, aber Sr. Jutta wird das schon regeln. Für Levi ist Ruhe angesagt,  da störe ich eher und vielleicht ist es gerade gut, dass ich weg bin.

Wandern gibt ein Gefühl von Freiheit. 

Im Zug weist ein indischer Schaffner eine arabische Auszubildende ein. Sehr entspannt,  wir unterhalten uns. Eine ausländische Dame fragt, ob sie bei 6 Minuten Umstiegszeit ihren ICE in Koblenz kriegt. Der Schaffner lacht: ob sie wüsste dass sie in Deutschland ist? Da haben die Züge immer Verspätung. 

Neben mir sitzen zwei Japanerinnen. Bis jetzt habe ich noch keine Deutschen getroffen.

bookmark_borderMoselwandern

Am 29.10.23 fahre ich nach Laach. Bruder Joseph ist gestürzt und so können wir nicht gemeinsam ein paar Tage auf dem Schafhof verbringen. Eigentlich wollte ich dann alleine den Schafhof genießen, aber es regnet und dass Br. Joseph älter wird, macht trübe und traurig.

So werde ich ihn in Laach besuchen und den Besuch mit einer Wanderung von Andernach nach Laach beginnen. Ich will, so kurz die Zeit auch ist, pilgern.17 km nach Laach, das ist für den Einstieg gut.

In Laach werde ich bis zum 1.11. bleiben und ein paar Hilfestellungen geben. Dann geht es weiter an die Mosel: mit dem 49 Euro Ticket nach Löf und von dort weiter, solange es geht. Zeit habe ich nur bis zum 5.11. 23, aber immerhin, vier Tage. Pilgern ist genau das richtige jetzt. Wirklich Urlaub machen kann ich nicht.

bookmark_borderDie Welt um Kiefersfelden

Wir gehen nur wenige Meter und sind schon in Österreich. Die Welt hat Grenzen, aber die erscheinen unwirklich, wenn wir direkt daran leben. Es ist ja so, als endete mein Leben und müsste neu gestartet werden. Eigentlich ist die Welt immer so groß, wie meine Füße mich tragen.

Die Welt um Kiefersfelden ist ein Kaiserreich. Pfiffige Tourismusidee:

Logo des Tourismus Kiefersfelden: Kaiser-Reich

bookmark_borderZwischenstation

Bin wieder zuhause. Levi begrüßen und knuddeln, Sachen umpacken, morgen weiter nach Laach zu weiteren stillen Tagen. Lese ich, was ich geschrieben habe, spüre ich, dass ich nicht wirklich alles rüberbringen kann. Kaum zuhause, kommt mir wieder viel entgegen. Natürlich checke ich auch die Mails durch und kriege von einem Freund den Hinweis: www.augustiner-in-erfurt.de/aktuelles : die Donnerstagsmessen mit meinen Figuren. Eine echte Freude die ich zum Abschluss mit allen teile

Gottes Segen

bookmark_borderFrankfurt Hbf.

Es ist so, wie man es sich immer vorstellt: nach den stillen Tagen allein in Wald, Feld und Flur klappt mit den Zügen garnichts: zuerst sind alle weg, die dann fahren, machen Umwege wegen einer Baustelle etc. und ich bemühe mich in dem, was in der Stille so gut zu ertragen ist: Zeit haben.

Hier am Bhf. in Frankfurt sieht man viele Menschen aus der Ukraine….